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(pdr) „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ – Mit diesem Wort Martin Luthers, erstaunlicherweise aus dem Mund des Ökumenereferenten Prof. Dr. Christoph Binninger, hat der Vortrag zum Stand der Ökumene in der Diözese bei der Vollversammlung des Diözesanpastoralrats, die am 17. März 2017 stattfand, begonnen. Aus Anlass des 500. Jahrestags der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers beschäftigte sich das Gremium mit der Ökumene im Bistum Regensburg.

 17 03 17 DiPR VV Prof Binninger
Prof. Christoph Binninger, Ökumenereferent im Bistum Regensburg, bei seinem Vortrag

 

In den einleitenden Worten wies Bischof Rudolf Voderholzer, Vorsitzender des Diözesanpastoralrats, darauf hin, dass früher die runden Jahrestage der Reformation von der evangelisch-lutherischen Kirche groß gefeiert worden seien. Heuer werde der 500. Jahrestag dagegen im Zeichen der Ökumene begangen. Die Reformation habe nicht die erhoffte Erneuerung gebracht, sondern eine Kirchenspaltung, die auch zu Kriegen geführt habe. Er erinnerte an die Selbstverpflichtung, der Einheit näher zu kommen und gemeinsam das zu tun, was möglich sei. Keinen Hehl machte der Bischof aus den theologischen Herausforderungen, die noch zu lösen seien: die Ämterfrage und die Eucharistie. Die gemeinsame Eucharistie sei Ziel der Einheit, nicht eine Etappe auf dem Weg.

Ökumenebeauftragter Prof. Binninger sprach im Vortrag an, dass es sich aus katholischer Sicht beim Reformationsgedenken nicht um ein Jubiläum handle, sondern um eine unheilvolle Spaltung, die zu Hass auf beiden Seiten geführt habe. Durch das Zweite Vatikanische Konzil habe man aber neu kennengelernt, dass der Glaube an Gott und Jesus Christus das Verbindende sei. Mit Blick auf die Taufe seien die Konfessionen keine Fremden, sondern Glieder der einen Familie. In der Ökumene gehe es deshalb um das Ringen um den Willen Gottes in einer Familie.

Erste Umfrage zur Situation der Ökumene

Prof. Binninger wies auf verschiedene Aktivitäten im Bereich der Ökumene hin, die aus Anlass des Reformationsgedenkens stattgefunden haben, wie z.B. die Veröffentlichung einer Handreichung des Bischofs, die die Bedeutung der Ökumene unterstrichen habe. Auch habe am 11. März ein gemeinsamer Versöhnungsgottesdienst von Katholiken und Protestanten in der Dreieinigkeitskirche in Regensburg – wie auch an anderen Orten – stattgefunden, in der als sichtbares Zeichen für den Weg zur Einheit eine Kopie des Wolfgangskelches überreicht worden sei. Regionalbischof Hans-Martin Weiss habe als Gegengeschenk eine Kopie der Hostiendose der Neupfarrkirche übergeben.

Außerdem stellte Prof. Binninger erste Ergebnisse einer Umfrage zur Situation der Ökumene vor. Die Umfrage wurde erstmals seit 1973 durchgeführt. Grundsätzlich könne man sagen, dass Ökumene in alltäglich-praktischen Fragen gut funktioniere, aber bei den Gläubigen oft Unkenntnis über den eigenen Glauben herrsche und somit Ökumene nicht gelingen könne. Wenn der eigene Glaube nicht mehr bekannt sei, werde entweder der Glaube abhanden kommen oder synkretistisch vermengt.

Begleitung konfessionsverschiedener Ehen muss gestärkt werden

In der Diskussion waren sich die Anwesenden einig, dass sowohl die Vorbereitung von konfessionsverschiedenen Brautleuten mit ihren speziellen Bedürfnissen intensiviert als auch die Begleitung von konfessionsverschiedenen Ehepaaren gefördert werden solle. Zu diesen Bereichen müssten noch Konzepte entwickelt werden. Diskutiert wurde auch die Bedeutung von ökumenischen Gottesdiensten, die als absolut notwendig gesehen wurden. Diese dürften aber nicht gegen die Eucharistiefeier am Sonntag ausgespielt und verzweckt werden. Es wurde angeregt, die Ökumene nicht nur auf die evangelisch-lutherische Seite zu beschränken, da Orthodoxe oft nicht wahrgenommen würden. Auch sollen Asylsuchenden, die den orthodoxen Kirchen angehören, Räume für Gottesdienste zur Verfügung gestellt werden.

Neben dem Thema „Ökumene“ stand auch der Bericht aus dem Priesterrat auf der Tagesordnung. Dekan Johann Ammer wies auf die Orientierungspunkte zur Bildung von Pfarreiengemeinschaften hin, die überarbeitet werden und zukünftig als Leitlinien zu verstehen seien. Bei den Sonntagen solle die Eucharistiefeier im Mittelpunkt stehen, die nicht durch Wortgottesdienste ersetzt werden können. Dennoch soll bei den Strukturen darauf geachtet werden, dass sich auch die Gemeinde treffen könne. Daneben sei auch die demographische Entwicklung im Bistum behandelt worden.