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(pdr) Dem Bischof mit Rat und Klugheit zur Seite stehen, das ist die Aufgabe des Diözesanpastoralrats. Das Beratungsgremium des Bischofs trifft sich zwei- bis dreimal pro Jahr und bildet einen Querschnitt des ganzen Bistums ab. Er ist so etwas wie ein Pfarrgemeinderat auf Diözesanebene. Am vergangenen Freitag tagte der Pastoralrat im Diözesanzentrum Obermünster. Manfred Fürnrohr, Geschäftsführer der Diözesanen Räte, erzählt im Interview von der Sitzung.

 

Herr Fürnrohr, die Hälfte des Diözesanpastoralrats besteht aus Pfarrgemeinderäten. Die interessieren sich naturgemäß für die Entwicklung der Pfarreien und die pastorale Planung. Wie sieht die für die nähere Zukunft aus?

In der Herbstsitzung hat uns der Generalvikar die Zahlen der Priester und pastoralen Mitarbeiter mitgeteilt. Sie gehen massiv zurück. Das sieht man allein daran, wie viele junge Menschen sich für das Theologiestudium an der Uni einschreiben. In Zukunft werden sich die Leute in den Pfarreien deshalb mehr einbringen müssen. Gerade in kleineren Orten, wo niemand da ist, der von sich aus Andachten feiert oder sich caritativ engagiert, wird in der Pfarrei nur noch wenig Gemeindeleben stattfinden. Da werden die Laien gefragt sein.

Bischof Rudolf fördert als Antwort darauf den Dienst des Katechisten, den Papst Franziskus im vergangenen Jahr mit dem Motu proprio „Antiquum ministerium“ eingeführt hat.

Sein Ziel ist ja, diesen Dienst der Katechisten einzuführen, die eine bischöfliche Beauftragung und auch eine gewisse Ausbildung haben. Das sind Ehrenamtliche, die eine zweistufige Ausbildung erhalten. Nach einem ersten allgemeinen Teil können sie sich spezialisieren, auf Krankenbesuche oder auf die Leitung von Gebets- oder Bibelkreisen oder Ähnlichem. Die Haus- und Gebetskreise zu stärken, ist Bischof Rudolf ein besonderes Anliegen. Er hat deshalb in der Sitzung auch seine „Bischöfliche Gebets- und Glaubensinitiative“ vorgestellt. Am 25. März lädt er alle Gebetsgruppen im Bistum zu einem gemeinsamen Gottesdienst in den Dom ein. Als Zeichen der Verbundenheit wird er allen angemeldeten Gebetskreisen eine Verkündigungsgruppe übergeben, die ein Symbol dafür sein soll, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen.

Domkapitular Professor Dr. Josef Kreiml, der Bischöfliche Beauftragte für den Synodalen Weg, berichtete vom Stand des Weltkirchlichen Synodalen Prozesses. Diözesanpastoralrat, Diözesankomitee, Priesterrat und Ordinariatskonferenz bzw. Domkapitel hatten sich mit den zehn Impulsfragen aus dem Vorbereitungsdokument befasst und jeweils eine Stellungnahme formuliert. Die Rückmeldungen der vier Gremien hat Professor Kreiml dem Diözesanpastoralrat nun vorgestellt. Was war daran für Sie besonders bemerkenswert?

Ein Punkt war, dass den Menschen die Bedeutung der Kirche für das Heil nicht mehr bewusst ist. Wenn man versucht, alles mit sich selber auszumachen, brauchen wir dann noch Kirche? Aber ohne Kirche geht es halt nicht. Wie soll Glaube sonst noch weitergegeben werden? Ein großes Thema ist natürlich auch die Machtfrage, die viele Leute berührt. Da geht es gar nicht so sehr um das Priesterverständnis, sondern eher darum, wie man mit der Macht umgeht. Man möchte eine Begegnung auf Augenhöhe. Ich merke das immer bei den Pfarrgemeinderäten, wenn Sitzungen sind. Das Ideal wäre, wenn man sich die Bälle gegenseitig hin und her spielt, das heißt, dass der Pfarrer Impulse an den Pfarrgemeinderat gibt und der Pfarrgemeinderat Impulse an den Pfarrer. Sich in gegenseitiger Wertschätzung zu begegnen, das wäre das Ideal und da tun wir uns manchmal schwer. Manche fühlen sich dann ausgegrenzt und nicht wertgeschätzt. Daran müssen wir arbeiten.

Ihr erster Punkt klingt so, als ob es da an Grundsätzliches geht.

Man muss Vieles erklären, warum es so ist, wie es ist. Vieles ist nicht mehr selbstverständlich, sodass es Erklärungsbedarf gibt. Man weiß nicht mehr, warum der Pfarrer die Pfarrei leitet oder was Sakramentalität der Kirche bedeutet. Da ist viel Grundwissen verloren gegangen oder wurde als zu selbstverständlich angenommen.

Wie sieht der Diözesanpastoralrat den Weltkirchlichen Synodalen Prozess?

Für den Pastoralrat ist die Bischofssynode interessant, weil sie die weltkirchliche Dimension hat. Darum geht es ja eigentlich. Wir, die Katholiken auf der ganzen Welt, wollen ja gemeinsam eins sein. Wir wollen uns nicht separieren und darum glaube ich, es ist ihnen schon wichtig, dass gut darüber gesprochen wird. Den meisten Gewinn haben die Leute, die sich darüber austauschen. Das fördert das Bewusstsein: Was bedeutet Gottesdienst für uns? Was bedeutet diese Mitverantwortung in der Sendung? Das bewegt am meisten.

Was bedeutet denn Mitverantwortung in der Sendung für die Mitglieder des Diözesanpastoralrats?

Mitverantwortung sehen die Laien gerade auch im caritativen Bereich. Viele sagen: Wir sind gemeinsam im Glauben unterwegs, wenn wir uns caritativ engagieren. Das Engagement ist ganz unterschiedlich: Das kann die klassische Nachbarschaftshilfe sein. Ich denke da immer an meine Tante, die sich ein bisschen um die Nachbarin kümmert, weil die auch schon über 90 ist und beim Einkaufen eine Hilfe braucht. Die macht das aus christlicher Überzeugung, aber taucht nirgendwo auf. Es ist ein nicht organisiertes Laienapostolat. Dann gibt es diejenigen, die sich zum Beispiel bei einer Tafel engagieren, die also sich verpflichten, da mitzumachen und auch ein bisschen fester dabei sind und feste Struktur haben. Manche würden da nie sagen, das ist jetzt caritatives Engagement, sondern sie machen das einfach, weil sie dem Andern helfen wollen. Aber sie sind christlich geprägt. Sie haben sozusagen die christliche Nächstenliebe als DNA aufgenommen aus Überzeugung.