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Vertreterinnen und Vertreter von sechs ostdeutschen diözesanen Räten sehen „im Wahljahr 2024 gefährliche Tendenzen“ in der Gesellschaft. „Menschen werden diskriminiert und ausgegrenzt. Überwunden geglaubte Menschenfeindlichkeit erhält Platz und Stimme. Die Grenzen des Sag- und Denkbaren werden ständig verschoben“, heißt es einer Erklärung, die heute von ihnen in Erfurt verabschiedet wurde. Die sechs ostdeutschen Räte machen für die gesellschaftliche Stimmung „insbesondere die AfD verantwortlich, von der wir uns klar distanzieren.“
Die Erklärung unter dem Titel „Demokratie – Respekt – Christliche Verantwortung“ ist von den Diözesanräten der Katholik*innen im Erzbistum Berlin und im Bistum Görlitz sowie von den Katholikenräten der Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt und Magdeburg unterzeichnet. Sie wurde auf der Konferenz der deutschen Diözesanräte in Erfurt verabschiedet und einstimmig von dieser Konferenz unterstützt. Der Konferenz gehören Vertreter*innen der 29 diözesanen Räte in Deutschland an. Darunter sind die Vorsitzenden der Räte, deren Geschäftsführende sowie weitere Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in diesen Räten.
„Wir Katholik*innen wollen den Zusammenhalt in der Gesellschaft, das Gemeinwohl und unsere Demokratie stärken“, heißt es in der Erklärung der sechs ostdeutschen Räte. „Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern ein positiver gesellschaftlicher Wert. Nur in gemeinsamer Verantwortung können wir den drängenden Herausforderungen unserer Zeit wie dem Klimawandel, der Suche nach Wegen zum Frieden und der nach Erhaltung individueller sozialer und wirtschaftlicher Sicherheit begegnen.“
Die Erklärung im Wortlaut:
Für uns als Christinnen und Christen ist die Würde eines jeden Menschen der Maßstab unseres gesellschaftlichen und politischen Handelns. Das christliche Menschenbild gibt uns Orientierung. Das heißt: Der Mensch mit seinen Stärken und Schwächen zählt. Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern ein positiver gesellschaftlicher Wert. Nur in gemeinsamer Verantwortung können wir den drängenden Herausforderungen unserer Zeit wie dem Klimawandel, der Suche nach Wegen zum Frieden und der nach Erhaltung individueller sozialer und wirtschaftlicher Sicherheit begegnen.
Mit großer Sorge nehmen wir im Wahljahr 2024 gefährliche Tendenzen in unserer Gesellschaft wahr: Menschen werden diskriminiert und ausgegrenzt. Überwunden geglaubte Menschenfeindlichkeit erhält Platz und Stimme, sogar in der Mitte unserer Gesellschaft. Die Grenzen des Sag- und Denkbaren werden ständig verschoben. Eine wertebasierte Standortbestimmung hat es immer schwerer. Für all das ist insbesondere die AfD verantwortlich, von der wir uns klar distanzieren.
Eine wichtige Rolle in den Debatten spielt unsere Sprache. Unbarmherzige, unsachliche Forderungen sind mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar, ebenso wie Fake News und hasserfüllte Reden. Gegenseitiges Verstehen setzt geduldiges Zuhören voraus. Wir praktizieren und fordern eine klare Sprache, die Probleme benennt, Kritik ausspricht, ohne zu verletzen oder zu dämonisieren, und konstruktiv nach Lösungen sucht. Nur mit diesen „Regeln“ kann ein echter Dialog gelingen.
Die Inhalte eines solchen Dialogs müssen auf gemeinsam anerkannten Wissensstandards basieren. Lügen und böswillige oder fahrlässige Täuschungen haben keinen Platz. Wir widersprechen populistischen Parolen und böswilligen Verschwörungserzählungen, die scheinbar einfache Lösungen anbieten. Wir leisten Widerstand gegen rechtsextreme Haltungen, die die Menschenwürde verletzen und dem Grundgesetz widersprechen.
Wir Katholikinnen und Katholiken wollen den Zusammenhalt in der Gesellschaft, das Gemeinwohl und unsere Demokratie stärken. Wir fordern alle politischen Parteien auf, sich den drängenden, alltäglichen, hoch relevanten Fragen der Menschen zu widmen. Wir fordern Anstand im Diskurs und setzen auf Respekt und Nächstenliebe.
In diesem Jahr finden Wahlen zum Europäischen Parlament und zu den Landtagen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen sowie Kommunalwahlen statt. Wir rufen alle Menschen auf, sich sachkundig zu machen, sich einzu-mischen, Verantwortung zu übernehmen und bewusste Wahlentscheidungen auf der Basis der Menschenwürde und des christlichen Menschenbildes zu treffen.
Erfurt, im Februar 2024
Diözesanrat der Katholiken im Bistum Görlitz
Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin
Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen
Katholikenrat im Bistum Erfurt
Katholikenrat im Bistum Magdeburg