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„Kirchliche Verbände sollen profiliert und lautstark auftreten“  – Herbstvollversammlung 2018 des Diözesankomitees – Sind Verbände Leuchttürme oder Kerzenstummel? –

Regensburg. (ih) „Wir brauchen vitale Leute in den Verbänden, geistlichen Gemeinschaften und im Diözesankomitee“ betonte Bischof Rudolf Voderholzer im Kolpinghaus. Schließlich gebe es etwas zu schützen und es solle auch gesellschaftspolitisch die Stimme erhoben werden. Der Bischof war zur zweitägigen Vollversammlung des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Regensburg gekommen. 47 verschiedene Verbände und geistliche Gemeinschaften sind im Diözesankomitee vertreten, bilden das oberste Laiengremium im Bistum Regensburg und bringen sich zu aktuellen politischen und kirchlichen Fragestellungen oder durch Stellungnahmen zu bestimmten Themen in die Gesellschaft ein.

 Begonnen wurde die zweitägige Herbstvollversammlung mit einer gemeinsamen Vesper in der Kolping-Hauskapelle. Hier erinnerte Bischof Rudolf an seine Taufe, die sich an diesem Tag zum 59. Mal jährte. Die Taufe ist die Aufnahme in die große Familie der Kirche, sagte er und ihm bedeute dieser Tag sehr viel, auch wenn er als neugeborenes Baby daran keine persönliche Erinnerung hat. Er weiß aber, dass die Mama für ihn ein Taufkleid gestaltet hatte, er dieses in der Krankenhauskapelle trug und es auch heute noch zu seinen „wertvollen Schätzen“ gehört. Schließlich werde in der Taufe der Grundstein gelegt: der junge Christ bekomme den dreieinigen Gott und die Kirche geschenkt, das neue unzerstörbare Leben. Und so bedeute ihm persönlich der Tauftag im Jahreskreislauf mehr als der Tag der Priester- oder Bischofsweihe, an denen er in den Dienst der ihm anvertrauten Menschen gestellt wurde.

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Bei der Vollversammlung des Diözesankomitees (v.l.n.r.): Domkapitular Thomas Pinzer, Diözesanbischof Rudolf Voderholzer, Geschäftsfüher Manfred Fürnrohr, stv. Vorsitzende Tanja Köglmeier, Mitglieder der KJG-Diözesanleitung Sophie Lankes

 

Bei ihrer Begrüßung sprach Tanja Köglmeier als stellvertretende Vorsitzende des Diözesankomites für die erkrankte Vorsitzende Karin Schlecht das Dankeschön gegenüber Bischof Rudolf aus: durch seine Teilnahme auch am inhaltlichen Teil der Vollversammlung zeige der Diözesanbischof einmal mehr seine große Wertschätzung, die er der Laienverantwortung in diesem Gremium entgegenbringt. In ihrem Bericht des Vorstandes blickte Tanja Köglmeier auf die Frühjahrsvollversammlung und den Studientag zum Docat, auf die Teilnahme an der Veranstaltung des Landeskomitees „Kirchliche Medienpräsenz“ und den Katholikentag in Münster mit der Betreuung des Bistumsstandes und dem Hearing Dialogprozess der Deutschen Bischofskonferenz „Im Heute glauben – Der Beitrag der katholischen Kirche für den Zusammenhalt der Gesellschaft“. Im Sommer ging es weiter mit der Wolfganswoche, dem Diözesanen Familientag in Heiligenbrunn, dem Diözesanpastoralrat in Spindlhof, den Pressegesprächen im Vorfeld der Landtagswahlveranstaltungen in Weiden und Regensburg sowie die Veranstaltungen selbst „Bayern wählt – Mit den Kandidaten auf Du und Du“. Bestens angekommen ist auch der Jahresempfang des Diözesankomitees für die Ehrenamtlichen im Garten und Kreuzgang des bischöflichen Ordinariates in der Niedermünstergasse. Teilgenommen wurde an der Festmesse „25 Jahre Bistum Pilsen“ in Tepl, am Presseempfang im Presseclub, an der Fahrt zum Marsch für das Leben in Berlin und der KEB-Herbstkonferenz „Aktuelle politische Situation als Herausforderung“. Daneben hat es Vorstandssitzung, Diözesanausschusssitzungen, Landeskomiteesitzungen und Treffen der Arbeitskreise Ehe und Familie, „Marsch für das Leben“ und Landtagswahl gegeben. Tanja Köglmeier gab auch gleich die bereits feststehenden Termine bekannt: Frühjahrsvollversammlung am 8. Februar 2019, eine Veranstaltung zur Europawahl, einen Infostand beim Bürgerfest Regensburg vom 28. bis 30. Juni 2019 und die Herbstvollversammlung am 8. November 2019.  Weiter in die Zukunft wurde geblickt mit dem dritten ökumenischen Kirchentag, der 2021 in Frankfurt stattfinden soll.

Berichte aus den einzelnen Arbeitskreisen folgten ebenso wie die Berichte aus einzelnen Verbänden. Vorgestellt wurde durch Laura Trelle und Sophie Lankes die Katholische Junge Gemeinde (KJG), die derzeit in elf Pfarreien der Diözese Regensburg mit rund 900 Mitgliedern vertreten ist. Zu ihren Zielen gehört das Verankern der Kirche in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen, wobei die Grundlagen demokratisch und gleichberechtigt sind. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde ein Antrag der KLJB gestellt zum Thema „Jetzt handeln, Schöpfung bewahren“ bei dem es um die Nachhaltigkeit in der Kirche geht und dies mit vielen Zitaten aus der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus untermauert. Nach intensiver Diskussion wurde die Abstimmung auf die Frühjahrsvollversammlung vertagt. Berichte gab es von der ZdK-Vollversammlung, bei der ein Referat „Menschenhandel und Zwangsprostitution – unrühmliche Wegen zwischen Ost- und Westeuropa“ dieses Thema aufgriff, und vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern mit dem Tagungsbericht „Menschlich unterwegs in der digitalen Welt“.

Der Geschäftsführer der Diözesanen Räte Manfred Fürnrohr erläuterte das Aufnahmeverfahren in das Diözesankomitee. Den Mitgliedern im Diözesankomitee lagen die diversen Berichte auch in schriftlicher Form vor. Fürnrohr wies die Verbände auf die Archivierung von Verbandsschriftgut hin. Ebenso stellte er den Flyer „Forum Ehrenamt“ vor, bei dem es Rückenwind für engagierte Christen geben soll, indem Kompetenzen gefördert, Menschen bewegt und Glauben gestärkt wird. Unterschiedliche Studientage und Workshops werden darin angeboten. Hingewiesen wurde von Manfred Fürnrohr auch auf die ökumenische Feier „100 Jahre nach dem ersten Weltkrieg“ sowie die Auszeichnung von verdienten Pfarrgemeinderatsmitgliedern durch Bischof Rudolf am Christkönigssonntag im Kolpingshaus. Bei den Berichten aus den Verbänden lud  der BDKJ zur 72 Stunden Aktion im Mai 2019 ein, wenn wieder „Gutes getan wird“. Die DJK wies auf ein Projekt in Afrika hin, bei dem Frauen und ein Waisenhaus unterstützt werden. Seitens der Katholischen Jugendfürsorge wurde das Heft „Domführer in leichter Sprache“ vorgestellt, das gemeinsam mit dem Domkapitel herausgegeben wurde.

Der Samstagmorgen stand dann ganz im Zeichen der Katholischen Verbände in Deutschland. „Leuchtturm oder Kerzenstummel“ ist der provokante Titel eines Buches von Heinrich Wullhorst. Und dieser blickte als Journalist, Fotograf, Autor und Kommunikationsberater auf die Umbrüche in Gesellschaft und Kirche, ganz speziell auf die kirchlichen Verbände und fragte: Bleiben die katholischen Verbände wichtige Leuchttürme in Kirche und Gesellschaft? Oder sind sie wirklich nicht mehr „aus dieser Zeit“, wie es der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck im Mai 2016 bei einer Veranstaltung in der katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ formuliert hat? Im Vortrag wurde auf die Geschichte geblickt, deren Ursprung bereits bei der Französischen Revolution zu finden sind, als die Freiheitsrechte gefordert wurden. So beleuchtete Heinrich Wullhorst die verschiedenen Epochen und Gründerväter bis in die heutige Zeit. Wullhorst skizzierte auch die Ziele der Verbände und blickte trotz aller Rückgänge mit denen diese zu kämpfen haben mutig nach vorne. Die katholischen Verbände können aus ihrer Tradition schöpfen, denn, richtig verstanden, bleiben die Ideen hinter dem, was Menschen wie Adolph Kolping, Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, Johann Gregor Breuer oder Hedwig Dransfeld getan haben, aktuell. Sein Fazit war, dass die Verbände dieser Welt immer noch etwas zu sagen haben, aber sie müssen es profiliert und lautstark tun.