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(pdr) Bei angenehmen sommerlichen Temperaturen begegnete 18 07 12 Jahresempfang01Bischof Rudolf Voderholzer vielen ehrenamtlich engagierten Weltchristen beim Jahresempfang des Diözesankomitees, der am 12.07.2018 im Innenhof des bischöflichen Ordinariats stattfand. Auch Weihbischof Josef Graf und Generalvikar Michael Fuchs nahmen am Jahresempfang teil.

Karin Schlecht: Nur Zuschauer zu sein ist für Christen zu wenig

Der christliche Glaube könne nur von Geistlichen und Weltchristen
gemeinsam den Menschen näher gebracht werden – darin waren sich Bischof Rudolf Voderholzer und Karin Schlecht, die Vorsitzende des Diözesankomitees der Diözese Regensburg, einig. Mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl am 14. Oktober in Bayern sei es außerdem umso notwendiger, dass sich Christen verstärkt in Politik und Gesellschaft engagierten – damit beginnend, dass diese das Wahlrecht auch als eine Wahlpflicht empfänden: „In einer Demokratie geht die Gewalt vom Volke aus. Ich kann deshalb nur empfehlen: Informieren Sie sich, engagieren Sie sich und gehen Sie am 14. Oktober wählen“, sagte Karin Schlecht in Ihrer Ansprache. Sie betonte außerdem, dass das Christentum grundsätzlich als eine „Mitmach-Religion“ zu betrachten sei und deshalb die Reduktion auf eine bloße Zuschauerrolle nicht dem Selbstverständnis eines Christen entsprechen kann. Das Diözesankomitee veranstaltet deshalb am Dienstag, dem 17. Juli in Weiden und am Mittwoch, dem 18. Juli in Regensburg unter dem Titel  „Bayern wählt – mit den Kandidaten auf du und du“ zwei Veranstaltungen, bei denen potentielle Wählerinnen und Wähler mit jeweils fünf Landtagskandidatinnen und Kandidaten ins Gespräch kommen können.

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Bischof Rudolf Voderholzer nutzt die Ansprache, um den Verbänden und Geistlichen Gemeinschaften zu danken

 

Bischof Voderholzer: Das Bistum Regensburg ist ein Verbände-Bistum

Auch Bischof Rudolf betonte die Notwendigkeit, dass sich katholische Verbände und deren Vertreter in Politik, Medien Wirtschaft und Kultur einbringen um sowohl das Evangelium als auch die Katholische Soziallehre in die Gesellschaft hineinzutragen. „Es muss einen schon nachdenklich stimmen, wie sehr Kurzatmigkeit und das Schielen auf gute Umfragewerte das Handeln der Politik bestimmen. Dies kann auf Dauer unserem Land nicht gut tun“, gab der Regensburger Oberhirte zu bedenken. Die beiden vom Diözesankomitee angekündigten Veranstaltungen zur Landtagswahl in Weiden und Regensburg lobte er ausdrücklich.

Bischof Voderholzer nahm vor den Verbändevertretern erneut Stellung zu einigen medienbestimmenden Themen der vergangenen Monate wie dem sogenannten „Eucharistiestreit“ („Rom hat den sieben Bischöfen, die ihre Sorgen zum Ausdruck gebracht haben, vollkommen Recht gegeben – auch Papst Franziskus! Was wir nun brauchen ist Geduld, bis aus Rom Signale für eine Lösung kommen, die der ganzen Weltkirche dienlich ist.“) und dem Kreuzerlass der Bayerischen Landesregierung („Das Kreuz steht für die vorstaatlichen geistlichen und geistig-moralischen Bedingungen unseres Gemeinwesens. Es hat nicht nur eine spirituelle Kraft und Ausrichtung, sondern steht außerdem für Toleranz, für die Schwachen, Bedrohten, die vielfach an den Rand gedrängten. Möge Gott es verhüten, dass diese Einsichten eines Tages aufgezehrt sind.“)

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Der Jahresempfang wurde durch das Marzipan-Quartett umrahmt

 

Und selbstverständlich dankte der Regensburger Oberhirte den anwesenden Weltchristen für deren vielfältige und verschiedenste Aktivitäten des vergangenen Jahres: „Das Bistum Regensburg ein Verbände-Bistum – und darauf bin ich stolz!“

 

 

 

 

 

 

 

Das christliche Menschenbild und die Achtung der Würde jedes Menschen sollten die Grundlage der politischen Entscheidungen sein.“: Interview mit Karin Schlecht (Vorsitzende des Diözesankomitees)

Frau Schlecht, warum engagieren Sie eigentlich sich so gerne in Kirche und Gesellschaft?

Ich bin überzeugt, dass entschlossenes Handeln von vielen Ehrenamtlichen in Kirche und Gesellschaft etwas bewirkt. Veränderungen, die ich mir wünsche, kommen nicht von selbst. Deshalb setze ich meine Zeit, meine Kraft, meine Ideen ein. Ich war und bin bereit, verantwortliche Positionen zu übernehmen, weil sie mir die Möglichkeit geben, etwas zu gestalten und zu bewegen. Das Leben hat es bisher gut mit mir gemeint. Dafür bin ich dankbar und möchte der Gesellschaft  etwas davon zurückgeben.

Wofür lohnt es sich als Laie beziehungsweise Weltchrist gegenwärtig besonders zu engagieren?

Mein Herzensanliegen sind die Frauen und ihre vielfältigen Talente. Ich meine, dass es die Kirche reicher und stärker macht, wenn Frauen mitgestalten können. Papst Franziskus hat ja gesagt: „Die Räume für eine wirksamere weibliche Gegenwart in der Kirche müssen erweitert werden“ (Evangelii Gaudium103). Wir sind also gefragt; der Zeitpunkt ist günstig, etwas zu bewegen. Eine wichtige „Einsatzstelle“ für Weltchristen ist meiner Meinung nach auch die Sorge für die Schwachen in der Gesellschaft. Es scheint, dass es bei vielen Entscheidungen in Politik und Wirtschaft nur um Geld und Macht geht. Christliche Menschen haben einen anderen Blickwinkel und sollten diesen mit Nachdruck deutlich machen.

Verdrossenheit ist nicht nur mit Blick auf die Politik sondern auch in Teilen der Kirche vernehmbar. Ihr Patentrezept dagegen?

Verdrossenheit ändert nichts an der jeweiligen Situation. Verdrossenheit bedeutet für mich persönlich auch Stillstand. Deshalb ist mein Ansatz die Dinge in Bewegung zu bringen, wie es die Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts gegen alle Widerstände getan haben, z. B. als sie um ihr Wahlrecht kämpften.

In Bayern ist am 14. Oktober Landtagswahl. Mit welchen Ideen und Vorstellungen  blickt das Diözesankomitee auf dieses Datum sowie auf die Politik im Allgemeinen?

Das Diözesankomitee wünscht sich eine Politik, die geprägt ist von christlichen Werten und Haltungen. Das christliche Menschenbild und die Achtung der Würde jedes Menschen sollten die Grundlage der politischen Entscheidungen sein. Das kann nur gelingen, wenn Christinnen und Christen sich einbringen, ihre Meinung sagen und auch bereit sind, politische Ämter zu übernehmen. Unsere Veranstaltungen wollen dazu anregen und motivieren. Wir wollen uns zu Wort melden, damit in den öffentlichen Diskussionen die christliche Stimme deutlich zu hören ist.

Die Fragen stellte Stefan Ahrens.

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