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Bei einer Online-Veranstaltung der KEB Tirschenreuth am 08.02.2021 berichtete Dekan Dr. Thomas Vogl, Priesterratssekretär, Pfarrer in Waldsassen und Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs, von der Online-Konferenz (Hearing), die am 04. und 05.02.2021 im Rahmen des Synodalen Wegs online stattgefunden hat.

An der Online-Konferenz des Synodalen Wegs haben 370 Personen teilgenommen, obwohl die Synodalversammlung nur 230 Mitglieder hat. Dr. Vogl verwies auf das große Medieninteresse sowie die Teilnahme von Mitgliedern aus den Foren, die nicht zur Synodalversammlung gehören.

Zu Beginn erläuterte der Referent, warum der Synodale Weg überhaupt durchgeführt werde. Ausgangspunkt seien die Missbrauchsfälle gewesen, die aufgearbeitet werden sollen. Man müsse sich der Problematik längerfristig stellen, da Schutzkonzepte allein nicht reichten. Ihn habe besonders die Aussage von Johanna Beck vom Betroffenenbeirat berührt, die betonte, dass der Missbrauch die Pervertierung des Evangeliums bedeute. Das Evangelium könne nicht neu verkündet werden, wenn diese Pervertierung nicht aufgearbeitet werde. Dr. Vogl wies darauf hin, dass manches zur Aufarbeitung bereits umgesetzt worden sei wie z.B. eine unabhängige Anlaufstelle, Anerkennungsleistungen in der Höhe von staatlichen Zahlungen oder bestimmte Standards bei den Personalakten. Viele hätten in der Vergangenheit Fehler gemacht wie z.B. die fehlende Teilnahme von Betroffenen beim Synodalen Weg oder dass sich Laiengremien nicht auf die Seite von Betroffenen gestellt hätten.

„Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“

Dekan Dr. Vogl berichtete aus den Hearings, in denen die vier Foren vorgestellt wurden. Basis sei jeweils die theologische Grundlegung, wobei auch unterschiedliche Interpretationen in der Exegese einfließen würden. Im Forum „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ gehe es um die Reform der eigenen Machtstruktur und die dazu notwendigen Schritte. Dabei solle keine eigene Nationalkirche entstehen, sondern der unterschiedlichen weltweiten Praxis Rechnung getragen werden. In welche Richtung solle es gehen? Es soll klare Begriffe und genaue Unterscheidungen geben sowie Handlungsfelder und Entscheidungsprozeduren beschrieben werden. Man setzte sich für Gewaltenteilung ein. Partizipation aller Getauften solle möglich werden. Zur Zeit sei vieles vom guten Willen der jeweiligen Leitung abhängig. Die Texte, die verabschiedet werden sollen, seien sowohl für die Synodalversammlung als auch für die Gläubigen gedacht.

„Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“

Vom Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ berichtete Dr. Vogl, dass die theologische Grundlegung sehr heikel sei. Es gebe unterschiedliche Kräfte: manche seien sehr drängend in Richtung Frauenpriestertum, andere eher bremsend. Grundsätzlich sei es schon ein Erfolg, dass das Thema zur Diskussion für die Weltkirche angestoßen werde. Die endgültige Klärung der Frage des Frauenpriestertums durch Papst Johannes Paul II. befriedige aber die Frauen nicht. Es sei deshalb ein Weiterdenken nötig. Inhaltlich gehe es um die Christusrepräsentation, Gleichberechtigung und Berufung.

„Priesterliche Existenz heute“

Das Forum „Priesterliche Existenz heute“ behandle die Verwundungen durch den priesterlichen Machtmissbrauch, so Dr. Vogl. Auch die Sakramentalität der Kirche und die Sendung der Getauften (Allgemeines Priestertum bzw. Priestertum aller Gläubigen) werde diskutiert. Auch das Leben des Priesters heute sei Thema, wobei es einen Wandel gebe, der nicht nur von außen (Generalverdacht), sondern auch von innen (größere pastorale Räume) komme. Zu diesem Bereich gehöre auch die Berufungspastoral und die Priesterausbildung. Leider gebe es keine Leute dazu mehr. „Wo sind die Männer, die das Herz am rechten Fleck haben und mit beiden Beinen auf dem Boden stehen?“, so Dekan Dr. Vogl. Die Perspektive von verheirateten Priestern habe man aber nicht im Blick, obwohl es sie in unierten Kirchen gebe. Nebenbei merkt Dr. Vogl an, dass beim Synodalen Weg auch Vertreter der Weltkirche eingeladen seien. Auch die orthodoxen Kirchen seien im Wandel und würden synodale Erfahrungen machen. Auch solle dort das Frauendiakonat eingeführt werden, wobei ein anderes Diakonatsverständnis als bei der katholischen Kirche herrsche.

„Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“

Dr. Vogl erzählte vom Forum „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, dass das Thema Paarbeziehung außerhalb der Ehe und innerhalb der Kirche ein wichtiges Thema sei. Auch die Ehelehre habe sich weiterentwickelt, z.B. werde der Wille zum Kind nicht als erster Grund genannt, sondern die Paarbeziehung, da dies die Grundlage sei. Bei Umgang mit homsexuellen Menschen solle z.B. die Sprache (auch weltkirchlich) weiterentwickelt werden, ebenso der Umgang mit transsexuellen Menschen. Das Thema Empfängnisverhütung sei auch auf der Tagesordnung, wobei viele heute nach ihrem Gewissen verantwortlich entscheiden würden. Weiter würden die Themen Selbstliebe und Masturbation behandelt. Wichtig sei auch ein Schuldbekenntnis, dass man den Menschen zu viele Vorschriften auferlegt habe.

Fazit

Als Fazit zog Dekan Dr. Vogl, dass man manche Kontroversen erst einmal stehen lassen müsse. Es gebe die Hoffnung von vielen, dass Kirche wieder wahrgenommen werde und manches auf den Weg gebracht werde. Es sei sowohl die dogmatische als auch die pastorale Sicht nötig, wobei dies sehr mühsam sei und Reibung erzeuge. Man müsse aber erst die Ergebnisse des Synodalen Wegs abwarten, um Auswirkungen zu sehen.

Regensburg, 09.02.2021

Manfred Fürnrohr