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Name, Gründungsdatum und Zahl der Mitglieder/ Mitwirkenden des Verbandes/der Gemeinschaft:
Die Gründung des Katholischen Jugendfürsorgevereins für die Diözese Regensburg am 9. Mai 1912 kam nicht überraschend. Schon am 07.04.1911 hatte sich durch Abspaltung vom interkonfessionellen Jugendfürsorgeverein Regensburg (gegr. 1909) der „Katholische Jugendfürsorgeverein Regensburg Stadt und Land“ gebildet. Zum 1. Vorsitzenden wurde Franz Xaver Schuheder (1846-1927), Stiftsdekan des Kollegiatsstifts St. Johann, gewählt; die Geschäftsführung übernahm „provisorisch“ Stadtpfarr-Kooperator Andreas Gillitzer (1875-1939).
Dieser Lokalverein stand Pate bei der Gründung des Diözesanvereins. Es kam zu einer regelrechten Gründungswelle von Diözesan-Jugendfürsorgevereinen: 1910 München-Freising, 1911 Augsburg, Bamberg und Eichstätt, 1912 Regensburg, Passau und Würzburg. „Geistiger Vater“ und treibende Kraft war Jakob Reeb (1842-1917), ehemaliger Gefangenenseelsorger und Landtagsabgeordneter. Er gründete bereits 1905 den ersten Katholischen Diözesan-Jugendfürsorgeverein in der damals bayerischen Pfalz. Die Jugendfürsorge-Bewegung ist vor dem Hintergrund eines tief greifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels in der späteren Wilhelminischen Kaiserzeit zu sehen. Mit fortschreitender Industrialisierung gingen große soziale Probleme einher, unter denen besonders Kinder und Jugendliche aus niederen Schichten zu leiden hatten. Staatliche Fürsorgemaßnahmen blieben völlig unzureichend und so bildeten sich vermehrt sozial-caritative, meist konfessionell gebundene Vereine, um die schlimmste Not zu lindern.
Das vorrangige Satzungsziel des neu gegründeten „Katholischen Jugendfürsorge-Vereins für die Diözese Regensburg“, lautete: „(…) Jugendlichen, welche verwahrlost oder verdorben sind, oder in Gefahr stehen es zu werden, eine angemessene Pflege und eine katholische Erziehung zu sichern. Daneben will der Verein auch im Sinne des bayerischen Zwangserziehungsgesetzes und der Jugendgerichtshilfe tätig sein und zu deren Durchführung mitwirken.“ Bescheidenen Anfängen folgte nach kurzer Zeit ein Netz von Ortsgruppen in der Diözese. 1912 waren es 38 Ortsgruppen mit rund 2.000 Mitgliedern.
Die Zahl der Mitglieder im Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. (KJF) beträgt heute (2022): 2.580 (davon 695 KJF e. V., 1.417 Aktionsgemeinschaft Kind in Not. 145 Ortsverein Straubing: 183 Aktionsgemeinschaft „Sonne fürs Leben“ 140 Freundeskreis Cabrini-Haus Offenstetten).
Heute zählt die KJF, eingeschlossen die KJF Werkstätten gemeinnützige GmbH und die Inklusionsfirmen labora gemeinnützige GmbH und SIGMA gemeinnützige GmbH, mit rund 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten kirchlichen Arbeitgebern in der Diözese Regensburg. Pro Jahr finden hier rund 30.000 Menschen Beratung, Begleitung, Hilfe und Unterstützung in Teilhabeeinrichtungen, Einrichtungen und Beratungsstellen der Kinder- und Jugendhilfe und der beruflichen Rehabilitation. Als kirchlich-caritatives Unternehmen ist die KJF Rechtsträger von über 70 Einrichtungen, Diensten und Beratungsstellen.
Was uns bewegt:
Die KJF als Fachverband der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe und beruflichen Rehabilitation verfolgt satzungsgemäß das Ziel, benachteiligten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien sowie Menschen mit Behinderungen die umfängliche Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. Bereits die Kleinsten werde individuell gefördert, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen werden in den Förderzentren der KJF unterrichtet und auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und in ein so weit wie möglich selbstständiges Leben begleitet. Beratung in schwierigen Lebenssituationen und Krisen, Ausbildung, Wohnen und Arbeit – das sind die Angebote der Einrichtungen und Dienste der KJF.
Als fester Bestandteil des gesellschaftlichen wie kirchlichen Lebens im ostbayerischen Raum in den Bezirken Oberpfalz und Niederbayern wirken sich insbesondere sozialpolitische und kirchliche Rahmenbedingungen auf die KJF aus. So schlagen sich Krisen unmittelbar in der Arbeit der KJF nieder und müssen von den Fachkräften vor Ort mitgetragen und bewältigt werden. Der Fachkräftemangel wird zu tiefgreifenden Veränderungen im sozialen Bereich führen. Verstärkt durch die aktuellen Krisen nehmen wir wahr, dass soziale Problemlagen und Verhaltensauffälligkeiten bei jungen Menschen immer komplexer werden. Das bewegt uns und wir sind in unserer fachlichen Kompetenz und in der Weiterentwicklung unserer Organisation mehr denn je gefordert.
Was uns von anderen Verbänden/Gemeinschaften unterscheidet:
Als kirchlicher Fachverband leben wir unser kirchliches Profil. In unserem Leitbild haben wir unsere Werte wie folgt benannt:
„Wir sind überzeugt, dass alle MitarbeiterInnen der KJF und alle Betreuten von gleicher Würde und Wertigkeit sind. Diese Würde sehen wir in jedem Menschen – unabhängig von seiner Behinderung, Lebensgeschichte, Kultur, Religion und Überzeugung. Wir fühlen eine Mitverantwortung für unseren Nächsten, besonders für die uns anvertrauten Menschen, damit sie ihren Lebenssinn finden und sehen können. Wir sagen „Ja“ zum Leben in seiner ganzen Fülle. Leben bedeutet für uns nicht nur Freude, sondern wir glauben an den Sinn des Lebens auch in Leid, Krankheit und Behinderung. Unser Dienst am Menschen ist daher geprägt von der Achtung vor dem Leben in jeder Form. Es gibt für uns kein lebensunwertes, auch kein bildungsunfähiges Leben und keine Lebensbedingungen, die uns erlauben, Richter über das Leben zu sein. Aufbauend auf unserem Menschenbild reflektieren wir unser Handeln in fachlichen und ethischen Gesprächen“
Darauf sind wir besonders stolz:
Wir sind auf unsere inklusive, fachliche Arbeit in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Wohnen und Arbeit stolz. Hinzu kommen eine Reihe von inklusiven Projekten, mit denen wir den inklusiven Gedanken in unsere Gesellschaft hineintragen, in den Bereichen Kunst und Kultur, Sport und Freizeit sowie Kommunikation.
Unsere konkreten Aktionen/Eine konkrete Aktion in der Vergangenheit:
Inklusive Projekte
- „Radio sag‘ was!“: Seit Januar 2011 machen Menschen mit geistiger Behinderung in diesem inklusiven Medienprojekt der KJF Radio.
- Preis für Menschen mit geistiger Behinderung in Niederbayern und der Oberpfalz seit 2021
- Kunst inklusiv: Kunstatelier der KJF, in dem seit 2013 Künstlerinnen und Künstler mit und ohne Behinderung gemeinsam in vielen Facetten künstlerischen Gestaltens arbeiten.
- „sag’s einfach“ – Büro für Leichte Sprache Ostbayern: ein Büro, in dem Texte auf Leichte Sprache übersetzt werden. Das Büro für Leichte Sprache bietet auch Schulungen oder Vorträge zum Thema Leichte Sprache
- Theater FRONTAL: Inklusive Theatergruppe von 2020-2022
Unsere Anliegen und Wünsche für die Zukunft:
Eine Gesellschaft, in der alle Menschen in allen Lebensbereichen gleichberechtigt teilhaben können.