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Am Donnerstag, 14.11.2019, lud das Diözesankomitee Regensburg in Tirschenreuth zu einem Podiumsgespräch über die Passion, die im nächsten Jahre dort wieder aufgeführt wird, mit den Akteuren ein. Sonja Ettengruber, Journalistin beim Straubinger Tagblatt, moderierte im Auftrag des Diözesankomitees. Karin Schlecht, die Vorsitzende des Diözesankomitees in Regensburg, betonte in ihrer Begrüßung, dass es um das Glaubenszeugnis gehe, wenn Menschen so intensiv und mit viel Anstrengung der Todesnot des Herrn nachgehen und diese Erfahrung für sich entdecken. Dabei würdigte sie das Glaubenszeugnis der Darsteller und freute sich, mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen.

 

Sonja Ettengruber erfragte zunächst bei den Podiumsmitglieder ihren je eigenen Zugang zum Spiel- und Passionsgeschehen. Beginnend mit Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer, der aus seiner Professorenzeit in Trier erzählte, berichtet, dass ein junges Mädchen beim Thema „Kreuzigung Jesu“ ganz bestimmend von sich gab, dass sie das selbst in Wintrich, ein Ort an der Mosel, erlebt habe, und damit war für ihn klar, dass das Geschehen des Karfreitags betroffen machen müsse, damit es in seiner Dimension auch deutlich werde. Für Regionaldekan Georg Flierl ist das Leiden Jesu in jeder Eucharistiefeier immer wieder neu und bedarf der Vertiefung. Dr. Stefanie Schön, die evangelische Pastorin, war unlängst im Kettelerhaus, dem Aufführungsort der nächsten Passionspiele in Tirschenreuth, und wohnte den Proben, die am 11. November schon begonnen haben, bei. Positiv empfand sie, dass viele der Spieler im Dialekt sprechen würden und damit eine besondere Nähe zu den Menschen des Alltags gegeben sei. Für den 1. Bürgermeister der Stadt, Franz Stahl, ist das Geschehen um das Leiden und den Tod des Herrn Jesu immer wieder ein ergreifendes Szenario. Diese Wahrnehmung teilt auch Florian Winkelmüller, der im nächsten Jahr wieder den Pontius Pilatus spielt. Er sieht darin jenen ergreifenden Moment fokussiert, der die Unabdingbarkeit des Geschehens in den Tod führt. Er selber sehe darin auch die Zwänge thematisiert, die in der Rolle des Judas zusammenlaufen.

Die Tirschenreuther Passion „Ein Spiel vom Leiden und Sterben Jesu Christi“, wie es der Autor Johannes Reitmeier und Regisseur selbst formuliert, will nicht mit den großen Namen der Spielorte wie Erl oder Oberammergau konkurrieren. Mit rund hundert Mitwirkenden ist diese Aufführung eine kleine Passion, die dennoch alle wichtigen Züge eines großen Volksschauspiels trägt. Die Bühnendarsteller sind ausnahmslos engagierte schauspielerprobte Laien. Die Musiker rekrutieren sich aus Lehrkräften und Schülern der Landkreismusikschule. Der Text nimmt auf die besonderen Anforderungen des Volkstheaters Rücksicht. Die erzählerischen Passagen der vier Evangelisten sind ebenso in hiesiger Mundart gehalten, wie die sogenannten Arias. Das sind in Versform abgefasste Betrachtungen, die locker in das Textgeschehen eingestreut sind und den biblischen Text kommentieren, informierte Manfred Grüssner, der Johannes Reitmeier, der momentan erkrankt sei, vertrat. Er fungiere überdies als Regieassistenz für Reitmeier und Tilich.

Europassion

Im nächsten Jahr 2020 wird Tirschenreuth Gastgeber der Europassion sein. Über 80 Passionsspielorte aus 16 Ländern haben sich zur Vereinigung „Europassion“ zusammengeschlossen. Oberstes Ziel ist die Verkündigung der Botschaft Christi durch die Darstellung der Passion. Mit den Passionsspielen wird auf die christlichen Wurzeln eines gemeinsamen Europas hingewiesen. Damit wollen die Veranstalter auch den Europagedanken auf diese Weise und in dieser Form lebendig halten. Vinzenz Rahn, der Europassion-Beauftragte der Stadt und Spielersprecher, erläuterte dies und berichtete wie er mit Vertretern der Stadt die Europassions-Statue von der französischen Stadt Tullins nach Tirschenreuth übertragen durfte. Dies ist eine aus Holz gestaltete Statue, die die Jesus Christus zeigt, wie er symbolisch die Staaten Europas umgreift. Vinzenz Rahn erinnerte auch daran, dass in Zusammenhang mit der Passion im nächsten Jahr auch ein Fachkongress stattfinden wird.

Welche Erwartungen begleiten die Passion? Beeindruckt vom Probenaufwand, der auf den Spieler zukommen wird, formulierten die Teilnehmer auf dem Podium, seitens der Spielleitung, dass alle gesund bleiben bis hin zu den Geistlichen, dass das Spiel zu einer Erneuerung der Botschaft von Tod und Auferstehen führen möge. Bischof Voderholzer wünschte sich eine Vertiefung der Glaubenserfahrung, die von diesem Ereignis ausgehen möge.

Edmund Speiseder

(Foto: Edmund Speiseder)