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Jede Familie ist schützenswert!

Das Diözesankomitee der Katholiken bezieht zur aktuellen politischen Situation im

Umgang mit Geflüchteten wie folgt Stellung:

Kein Mensch flieht freiwillig. Die reellen und schlicht unvorstellbaren Gefahren der

Flucht nimmt man nicht fahrlässig in Kauf. Gründe für die Flucht sind Gewalt,

Bedrohung von Leib und Leben wie der reale Terror. Die Menschen verlassen ihre

Heimat, ihr Umfeld und ihr gewohntes Leben aus Verzweiflung und Ausweglosigkeit

über die Situation vor Ort.

Weltweit sind nach Angaben der UNHCR derzeit ca. 60 Millionen Menschen auf der

Flucht. Ein Großteil dieser Menschen sind sog. Binnenflüchtlinge. Sie finden in den

Nachbarländern Zuflucht. Alleine die Tatsache, dass derzeit mehr Menschen ihre

Heimat aus Zwang verlassen als nach dem zweiten Weltkrieg 1945 ist unvorstellbar

und eine menschliche Katastrophe.

Nur ein Teil der fliehenden Bevölkerung aus den Krisengebieten unserer Erde

kommt nach Europa. Verglichen mit den insgesamt ca. 60 Millionen Menschen auf

der Flucht erscheint der Anteil der bei uns ankommenden Geflüchteten wie ein

kleiner Bruchteil. Gerade eine wohlhabende Gesellschaft wie Europa muss in der

Lage sein, diesen Menschen Hilfe und Unterschlupf bieten zu können.

Es sind Menschen, die zu uns kommen. In den Reaktionen mancher

„Flüchtlingsgegner“ erscheinen diese schutzbedürftigen Menschen ihrer

Menschlichkeit beraubt. Es wirkt zynisch, dass sich diese Menschen als „das Volk“

bezeichnen, sich auf den Schutz des „christlichen Abendlandes“ berufen und

dessen Grundwerte wie Barmherzigkeit und Offenheit anderen Menschen gegenüber

mit Fü.en treten.

Natürlich unterliegen die geflüchteten Menschen auch unserer gesellschaftlichen

Grundordnung wie unseren Gesetzen. Ein Verstoß gegen Rechtsvorschriften muss

auch für sie Konsequenzen nach sich ziehen, es bleibt ihnen jedoch unbenommen

ihre Religion auszuüben– dieses Recht auf Religionsfreiheit steht jedem zu.

Im Weiteren schließen wir uns den Leitsätzen des kirchlichen Engagements für

Flüchtlinge der Deutschen Bischofskonferenz, beschlossen in der Vollversammlung

am 18.02.2016, an.

Mit Blick auf das von der Bundesregierung beschlossene „Asylpaket II“ kann der

Eindruck entstehen, dass die Regierung, evtl. aus wahltaktischen Überlegungen,

sowohl im Inhalt als auch in der Diktion Anleihen bei manchen Flüchtlingsgegnern

genommen hat.

Im Sinne der Integration sind jedoch einige Punkte des „Asylpakets II“ sehr

fragwürdig. Die Ansicht der Bundesfamilienministerin, dass Integration von

Familien, besonders mit Kindern, sehr viel leichter geschehen kann, als die

Eingliederung von alleinstehenden Männern, die ihre Familien vermissen und durch

die Perspektivlosigkeit frustriert sind, können wir nur unterstützen.

Die Einstellung konservativer Politiker, vor allem der CSU, die Familie zu schützen,

ist durchaus richtig und sinnvoll. Jedoch stellt man sich die Frage, inwieweit bei

diesem Bild in erster Linie nur einheimische Familien gemeint sind, die unter

diesen Schutz fallen sollen. Aus christlicher Sicht ist jede Familie gleich wertvoll

und somit nicht mehr oder weniger schützenswert, egal welche Herkunft diese

Familie hat.

Regensburg, 26.02.2016

Für das Diözesankomitee

Michaela Halter

Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken

im Bistum Regensburg

 

16-02-26 DiKom-Stellungnahme Flchtlinge