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Berichte aus den Arbeitskreisen und Delegiertenversammlungen, Stellungnahmen, Vorstellung eines Entwurfs zur Geschäftsordnung und Abstimmung sowie Rückblick und Ausblick prägten die Herbstvollversammlung des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Regensburg, an der, wie an jeder Vollversammlung, auch wieder Bischof Rudolf im Diözesanzentrum teilnahm. Vorher feierte er in der Hauskapelle die Eucharistiefeier mit den Mitgliedern.
Begonnen wurde die Herbstvollversammlung des Diözesankomitees mit der Möglichkeit zur Führung durch das Diözesanarchiv. Archivrat Franz von Klimstein erläuterte dabei kurz, wieviel dieses Archiv zu bieten hat: über 4.000 laufende Meter an Akten, rund 600 laufende Meter an Bänden sowie annähernd 20.000 Urkunden. Das Diözesanarchiv wird auch als Ort des „Gedächtnisses der Kirche“ und wesentlicher Teil des kulturellen Erbes der Gesellschaft bezeichnet. Sehr vieles davon gibt es mittlerweile auch digital.
Evangelist Lukas beschreibt Jesus mit Liebe und Barmherzigkeit
Dem gemeinsamen Gottesdienst in der Hauskapelle im Diözesanzentrum stand Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in Konzelebration mit Regionaldekan Holger Kruschina, geistlicher Beirat des Diözesankomitees. In seiner Ansprache stellte Bischof Rudolf den Heiligen Lukas vor, der vor seiner Bekehrung Arzt war und auch gerne malte. Er sah seine innerste Berufung darin, sich für kranke Mitmenschen einzusetzen und ihre Leiden zu heilen. Bekannt ist Lukas als Evangelist. Im Lukas-Evangelium und in der Apostelgeschichte zeichnet er ein Bild von Jesus, das von Liebe und Barmherzigkeit geprägt ist. Bischof Rudolf zeigte dies anhand verschiedener Bibelstellen auf: Zachäus, Barmherziger Samariter, Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Dies seien alles Hinweise auf Gottes Freude zur Umkehr. Wer anfange in der Bibel zu lesen, dem empfiehlt die Kirche mit der Apostelgeschichte anzufangen, da diese anschaulich und spannend die Anfänge der Kirche erzähle, Berichte, aus denen man immer wieder neuen Mut schöpfen kann, trotz der Widerstände, die es auch gab und gibt. Abschließend wies Bischof Rudolf auf das Wort des Heiligen Lukas hin: „Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele“ und wünschte, dass diese Beschreibung der Urgemeinde auch heute wieder neu unter den Christen sein möge.
Tätigkeitsbericht des Diözesankomitees
Bei ihrer Begrüßung freute sich Martha Bauer, die Vorsitzende des Diözesankomitees, über die rege Beteiligung und die Bereitschaft, sich mit wichtigen Themen beschäftigen zu wollen. 47 verschiedene Verbände und geistliche Gemeinschaften sind im Diözesankomitee vertreten. Sie bilden das oberste Laiengremium im Bistum Regensburg und bringen sich zu aktuellen politischen und kirchlichen Fragestellungen oder durch Stellungnahmen zu bestimmten Themen in die Gesellschaft ein. Nach den Regularien folgte der Bericht des Vorstands über die verschiedenen Veranstaltungen.
Dabei erinnerte Martha Bauer an die Vollversammlung am 22. März mit dem Schwerpunkt der Satzungsänderung und der Verabschiedung einer Erklärung zum Assistiertem Suizid. Im April folgte eine Instagram-Post gegen Legalisierung von Abtreibung sowie Leserbriefe an verschiedene regionale Tageszeitungen zur Abtreibungsdebatte. Ein Aufruf zur Europawahl folgte sowie ein Instagram-Post „75 Jahre Grundgesetzt“. Ausführlich erläuterte sie den Bistumsstand beim Katholikentag in Erfurt mit dem Thema „1100 Jahre Heiliger Wolfgang“ und die Busfahrt für Interessierte. Im Juni folgte der Gottesdienst der Verbände und des Diözesankomitees im Rahmen der Wolfgangswoche mit anschließender Begegnung, weitere Instagram-Post und Statements mit Erklärung zu Aufklärungsauftrag zu sexuellem Missbrauch und Tagen massiver Gewalt, eine Stellungnahme des Vorstands zur wachsenden politischen Radikalisierung und im Juli der Jahresempfang im Bischöflichen Ordinariat mit erstmaliger Verleihung des Gerhardingerpreises des Diözesankomitees. Im September wurde am gemeinsamen Forum von Landeskomitee und der katholischen Akademie in Bayern zum Thema „Demokratie braucht Bildung“ teilgenommen. Am 22. September gab es den Familientag der Diözese mit 200 Teilnehmern, gestaltet vom Arbeitskreis Ehe und Familie im Diözesanzentrum mit einem Familiengottesdienst, mit Aktionsangeboten und einem Clownstheater. Am 8. Oktober startete der Vorstand einen Appell „selig die Frieden stiften“ zum Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel.
Neue Geschäftsordnung
Im weiteren Sitzungsverlauf folgten die Berichte aus dem Landeskomitee, dem Zentralkomitee, dem Synodalen Ausschuss, des Arbeitskreises Ehe und Familie und des Arbeitskreises Katholikentag. Einen wichtigen Raum nahm die Geschäftsordnung des Diözesankomitees ein mit der Vorstellung des Entwurfs. Dies führte der stellvertretende Vorsitzende Noah Walczuch per Videoliveschaltung aus Rom durch. Nötig war diese Geschäftsordnung, da es bisher eine fehlende vollständige Wahlordnung gab, sowie unklare Regelungen zu Zuständigkeiten und mangelnde Flexibilität bei Änderungen. Die Abstimmung erfolgte anschließend einstimmig. Vorgestellt wurde auch die Wahl von Einzelpersönlichkeiten mit dem gesamten Prozedere und dem Ausblick dazu.
KMU Studie: Kirchliche Wirklichkeit ernüchtert
Als Themenschwerpunkt galt bei der Herbstvollversammlung die „Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 2023“, die der geistliche Beirat Regionaldekan Holger Kruschina vorstellte und dem sich eine Kleingruppenarbeit anschloss. Mit der Studie wurde die kirchliche Wirklichkeit angeschaut. Durchgeführt wurde die KMU 6 von der Evangelischen Kirche in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche als Juniorpartner. An der bundesweit repräsentativen Umfrage beteiligten sich 5.282 Befragte. Es gab über 500 Einzelfragen mit einem sehr breiten Themenspektrum, das methodisch valide abgearbeitet wurde. Mit Hilfe einer Zusammenfassung, die Dr. Tobias Kläden vom KAMP Erfurt erstellt hat, betonte Regionaldekan Kruschina, dass sich insgesamt eine hohe Brisanz der Ergebnisse abzeichne: Die bekannten Erosionstendenzen hinsichtlich Indikatoren wie Kirchenverbundenheit, Gottesdienstteilnahme oder Glaubensvorstellungen bestätigten sich klar; aber nicht nur die Kirchenbindung, sondern auch Religiosität allgemein sei deutlich rückläufig. Den Kirchen werde insgesamt jedoch keine Gleichgültigkeit entgegengebracht, vielmehr bestünden erhebliche Erwartungen an sie. Besonders die katholischen Befragten sprächen sich ganz überwiegend für klare Reformen ihrer Kirche aus. Gleichzeitig sei immer noch eine hohe soziale Reichweite der Kirchen (im Sinne der Kontakte zu kirchlichen Einrichtungen und der Bekanntheit des pastoralen Personals) und ein hohes Maß an freiwilligem, auch außerkirchlichem Engagement von Kirchenmitgliedern festzustellen.
Im weiteren Verlauf erörtert er die Religiösität und Kirchenbindung ebenso wie das Vertrauen, die Kirchenaustritte, die Reformerwartungen an die Kirchen, die Reichweite in die Gesellschaft oder auch das freiwillige Engagement. Als Fazit könne gezogen werden, dass sich ein ambivalentes Bild zeige: Deutlich werde das Weiterwirken schon bekannter Trends der Säkularisierung, die sich in Befunden der Vergleichgültigung von Religion und teilweise dramatischer Entkirchlichung ausdrückten. Aufgrund dieser gesellschaftsübergreifenden Prozesse verlören Religion und Kirche weiterhin an Relevanz. Gleichzeitig werde deutlich, dass in den Kirchen vor Ort durchaus gute Arbeit geleistet und positive Effekte bewirkt werden – allerdings für einen immer kleiner werdenden Teil der Gesellschaft. Auch die Bedeutung der Kirchen für freiwilliges Engagement und damit den gesellschaftlichen Zusammenhang sei nicht zu unterschätzen. Die Kirchen machten also durchaus einen Unterschied, obwohl sich die Gesamtgesellschaft in eine andere Richtung entwickle und die Kirchen in eine Minderheitenposition gerieten – ein gleichzeitig ernüchternder wie ermutigender Befund. In Kleingruppen sprachen die Mitglieder des Diözesankomitees über einzelne Punkte und suchten nach Lösungsmöglichkeiten.
Text und Fotos: Irmgard Hilmer (mf)