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Mit einem Studientag, zu dem das Diözesankomitee am 18.01.2025 in das Diözesanzentrum Obermünster eingeladen hatte, beschäftigte man sich mit dem Thema „Macht teilen – Kirche gestalten“. Vorsitzende Martha Bauer betonte in ihrer Begrüßung, dass man bei einer Vollversammlung im Jahr 2022 dieses Thema behandelte, weil immer wieder deutlich geworden sei, wie entscheidend dies das kirchliche Leben beeinflusse. Sie erinnerte an die Aufstellübung, bei der sichtbar wurde, wie die alle Kirchenmitglieder Macht zu spüren bekämen. Damals sei gewünscht worden, dieses Thema nochmals aufzugreifen. Als Experten konnte sie Prof. Dr. Ulrich Hemel begrüßen, der als ZdK-Mitglied in den Synodalen Weg gewählt wurde und Mitglied im Forum I „Macht und Gewaltenteilung“ war.

Wie ist der Synodale Weg entstanden?

In seinem Impulsvortrag stellte Prof. Hemel die Gründungsgeschichte des Synodalen Weges vor. Ursprung sei die Glaubwürdigkeitskrise gewesen, die durch die Missbrauchsskandale und dem Umgang mit diesen hervorgerufen worden sei. Anlass sei eine Bitte der Deutschen Bischofskonferenz an das ZdK gewesen, um diese Krise aufzuarbeiten. Atmosphärisch sei es eine Zeit intensiver und guter Begegnungen gewesen, inhatlich habe vor allem die theologische und praktische Textarbeit im Vordergrund gestanden. Thematisch seien die Reformanliegen im Vordergrund gestanden. Auch spirituell habe es ein starkes Bemühen gegeben, was aber weniger wahrgenommen worden sei. In einer Pressekonferenz 2019 habe Kardinal Marx betont, dass der Vertrauensverlust durch klerikalen Machtmissbrauch eine Neubestimmung von Macht in der Kirche erfordere. Auch die Lebensform der Priester und Bischöfe erfordere Änderungen und die Sexualmoral der Kirche müsse humanwisschenschaftliche Erkenntnisse aufnehmen und den Gläubigen eine bessere Orientierung geben. Das ZdK habe dazu noch das Thema „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ gefordert.

Besetzung und Themenauswahl war herausfordernd

Prof. Hemel betonte, dass sowohl der Besetzung als auch der Festlegung der thematischen Foren ein intensives Ringen vorangegangen sei. Es habe zwar demokratische Wahlvorgänge gegeben, aber auch eine starke „Regie“ (z.B. Sitzungordnung, verschiedene Mehrheiten bei Bischöfen oder Frauen). Man habe die Themen „sehr deutsch“ angegangen und sei auch unter internationaler Beobachtung gewesen. Teilweise habe es auch verzerrte Wahrnehmungen gegeben (z.B. drohende Abspaltung).

Herausfordern seien auch die strukturellen Aspekte gewesen, da es sich nicht um Partikularkonzil gehandelt habe. Es sei die Frage aufgetaucht, wie viel Demokratie in der Synodalität stecke und worüber man überhaupt abstimmen könne. Über das Glaubensbekenntnis könne man wohl nicht abstimmen.

Ein großes Spannungsverhältnis sei das ortskirchliche Reformanliegen im Gegensatz zum weltkirchlichen Reformanliegen gewesen sowie die Spannungen zwischen Bewahrung und Erneuerung.

Ergebnisse des Synodalen Wegs?

Auch wenn die praktischen Ergebnisse nicht sofort offensichtlich seien, sei der Synodale Weg ein starker Impulsgeber für die Weltsynode (2021-2024) gewesen, da fast alle Themen des Synodalen Wegs auch von der Weltsynode aufgegriffen worden seien. Es sei ein „Corpus“ diskussionswürdiger Texte und Vorschläge entstanden und ganz konkret sei das kirchliche Arbeitsrecht in Deutschland verändert worden. Prof. Hemel wies aber auch auf die Leerstellen hin: es gebe immer noch keine Strategie für den spirituellen Aufbruch und die Pastoral, es gebe keine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit, es gebe keine Strategie zum Umgang mit den Kirchenfinanzen (z.B. Finanzausgleich) und es gebe keine Strategie zu besserer Führungskultur in der Kirche.

Der Grundtext „Macht und Gewaltenteilung“ des Synodalen Wegs

Im weiteren Verlauf stellte er den Grundtext des Synodalen Wegs „Macht und Gewaltenteilung- Gemeinsame Teilhabe am Sendungsauftrag der Kirche“ vor. Er betone die gemeinsame Verantwortung aller Gläubigen und fordere moderne Organisationsformen wie Transparenz, Rechenschaftspflicht und Kommunikation. Synodalität werde stark im Lichte partizipativer Demokratie gedeutet. Der Grundtext werde aber nur wenig konkret und klammere z.B. die Zukunft der Kirchenfinanzen und eine Immobilienstrategie aus. Auch bleibe er stumm im Bereich der Ökumene und angesichts der Werte- und Orientierungskrise unserer Zeit.

Rege Diskussionen

Im weiteren Verlauf folgte ein Austausch der Teilnehmer über die verschiedenen Aspekte. Als entscheidend wurde die Frage gesehen, auf welche Form christlichen Handelns die Welt von heute wartet.

Am Nachmittag wurde in Kleingruppen die Zukunft der Kirchenfinanzen (z.B. Verteilung über die Diözesen oder andere Formen der Finanzierung), die Frage nach der geistlichen Macht in der Praxis des kirchlichen Lebens sowie das Thema Führungskultur und Personalentwicklung besprochen.

Regensburg, 21.01.2025

Manfred Fürnrohr, Geschäftsführer Diözesane Räte